Saalach, Uferrückbau in Bad Reichenhall

Projektbeginn: 2019
Projektende 2024

Begründung und Zielsetzung

Im Stadtgebiet von Bad Reichenhall wurde die Saalach in den Jahren 1822 bis 1825 begradigt und mittels harter Uferverbauung in ein einheitlich breites Flussbett gezwängt.

Die Saalach am Staufensteg Blickrichtung flussaufwärts mit harter Uferverbauung Bild vergrössern Abb. 1: Die Saalach am Staufensteg Blickrichtung flussaufwärts mit harter Uferverbauung

Dadurch und weil im Saalachsee angekommener Kies (das „Geschiebe“) nicht weitertransportiert wurde, hat sich die Gewässersohle der Saalach stark eingetieft. Nun wurde die Uferversteinung, dort wo es ohne Beeinträchtigung Dritter möglich ist, entfernt, so dass sich die Saalach im Sinne der Eigendynamik selbsttätig aufweiten kann. Der Bau einer knapp 300 Meter langen Insel mit sogenannten Fischstrukturen rundet das Bild dieses Renaturierungsprojekts ab. Das Vorhaben soll dazu beitragen den „guten ökologischen Zustand“, das Ziel der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, an der Saalach zu erreichen.

Projektausführung

Von Anfang Januar bis Anfang März 2024 hat die vom WWA TS beauftragte Baufirma auf einer Länge von 600 Meter zwischen Flusskilometer 16,4 und 17,0 ca. 2.000 Tonnen Ufersteine ausgebaut. Durch den Ausbau der Uferversteinung kann die Böschung durch die Strömung leichter erodiert werden, so dass sich die Saalach im Laufe der Zeit in die Breite entwickeln kann. Der in den Uferböschungen vorgefundene Kies wurde der Saalach als Geschiebe beigegeben. Großes Augenmerk wurde darauf gelegt, das vor Ort vorgefundene und ausgebaute Material wiederzuverwenden. Dieses Material wurde für die Gestaltung einer knapp 300 Meter langen Insel verwendet.

Durch Schaffung eines Nebenarms entstand eine Insel und flache UferBild vergrössern Abb. 2: Nach Baufertigstellung: Hier kann sich die Saalach frei entfalten. Erkennbar sind die in der Insel verbauten Totholzstrukturen.

Für die naturnahe Gestaltung wurde die Insel mit Totholzstrukturen in Form von liegend eingebauten Bäumen, Störsteinen und Astwerk gestaltet, um die weitere natürliche Entwicklung zu fördern. Der Saalach kann somit in diesem Abschnitt die verloren gegangene Strukturvielfalt zurückgegeben werden. Die Lebensraumverhältnisse für Fische und andere Gewässerorganismen werden sich deutlich verbessern. Zudem bieten die steilen lehmigen Bereiche der Uferböschungen dem Eisvogel ideale Brutstätten.

Der Bau der Insel samt Strukturen ist in dieser Dimension auch für das WWA TS etwas Besonderes. Nach bestem Wissen wurde gebaut und gestaltet. Große Herausforderung ist dabei der Verbau der Baum- und Holzstrukturen. Diese müssen so eingebaut werden, dass sie Hochwasserereignissen standhalten und nicht weggespült werden. Hier war auch das Geschick der Baggerfahrer gefragt: Die Baumstämme wurden liegend, mit dem Wurzelteller zum Gewässer, tief in der Insel eingegraben und mit großen Steinen beschwert. Die in das Gewässer ragenden Wurzelteller und Astwerk dienen den Fischen und Gewässerorganismen als Versteck und Lebensraum. An den auf der Insel verbauten Wurzelstöcken und Holzstrukturen soll sich bei höheren Wasserständen bewusst Schwemmholz ansammeln und natürliche Strukturen entstehen lassen. Hierzu wurden die Wurzelstöcke stehend mit dem Stamm nach unten eingegraben und mit schweren Steinen verkeilt.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil in der Planung sowie Bauausführung war die Gestaltung des Einlaufbereichs des Seitengerinnes: Die Form der Inselspitze muss so gestaltet werden, dass die Strömung in das Seitengerinne gelenkt wird. Es soll ein stetiger Durchfluss gewährleistet sein, so dass die Uferböschungen durch die Strömung angegriffen werden und die Saalach sich eigendynamisch entwickeln kann. Alle Bäume und Wurzelstöcke, die als Strukturelemente eingebaut wurden, wurden vor Ort entnommen.

Ausblick

Wenn es der Wasserstand im Herbst 2024 zulässt, werden am gegenüberliegenden Ufer mit größeren Steinen weitere Strukturen für die ökologische Aufwertung geschaffen. Die Steine sorgen für unterschiedliche Strömungsverhältnisse, die die Bildung von lokalen Kiesbänken fördern und für Fische vielfältige Lebensräume schaffen. Da der Saalach die Möglichkeit zur Eigendynamik zurückgegeben wird, kann man gespannt sein wie sich die Saalach in diesem Abschnitt weiterentwickeln wird.
Im Zuge der Wasserrahmenrichtlinie sollen im Stadtgebiet von Bad Reichenhall noch weitere Uferrückbauabschnitte folgen.