Informationen zur Deichmahd des Wasserwirtschaftsamtes Traunstein

Die Hochwasserschutzdeiche des Wasserwirtschaftsamtes Traunstein sind oft eine der wenigen Rückzugsgebiete für seltene Pflanzen und darauf lebende Insekten in unserer teilweise sehr ausgeräumten Landschaft.
Seit Jahrzehnten kümmern wir uns darum, diesen Blühreichtum zu erhalten und zu fördern und mit den Anforderungen der technischen Hochwasserschutzfunktion unserer Deiche in Einklang zu bringen.
Dazu wurden von Fachleuten Pflegekonzepte für unsere Deiche erarbeitet, die neben der technischen Schutzfunktion unserer Deiche darauf ausgerichtet sind, den Belangen des Natur- und Artenschutzes möglichst gerecht zu werden.

Im folgenden Text finden Sie Wissenswertes über die Deichmahd und dessen Hintergründe.

Warum mäht das Wasserwirtschaftsamt regelmäßig seine Deiche?

Deiche dienen in erster Linie dem Schutz der Bevölkerung vor Hochwasser. Wie jedes andere technische Bauwerk unterliegen auch Deiche Normen, um den funktionellen Anforderungen und Sicherheitsvorgaben gerecht zu werden. Damit das Wasser die Deichoberfläche nicht angreifen und erodieren kann, ist nach DIN19712 eine geschlossene und dichte Grasnarbe erforderlich, welche nur durch regelmäßige Mahd entsteht und erhalten bleibt. Dies gilt auch für Deiche mit Innendichtung.

Wie mäht das Wasserwirtschaftsamt seine Deiche?

Die Mahd unserer Deiche erfolgt weder durch Kreiselmäher noch durch Schlegelmäher (Mulcher) oder vergleichbare Geräte. Gemäht wird auf sehr schonende Weise mit Balkenmähern. Das ist die für Insekten und Kleintiere verträglichste Art des (motorisierten) Mähens. Das Mähgut bleibt vor der Abfuhr in der Regel einen Tag liegen, um ein „Auskrabbeln“ der Tiere zu ermöglichen.

Wann mäht das Wasserwirtschaftsamt seine Deiche?

Auch für eine optimale Entwicklung von arten- und blütenreichen Deichen ist der Zeitpunkt der Mahd ganz entscheidend.
Alle unsere Deiche werden auf der Wasserseite zweimal im Jahr (Frühsommer und Herbst) gemäht, um den Kräften des angreifenden Hochwassers eine stabile und geschlossene Grasnarbe entgegen zu setzen. Das Gras darf auf der Wasserseite nicht zu hoch stehen, weil es sonst bei Hochwasser wie ein Rechen Feinteile, Äste, Laub, … aus dem Wasser auskämmt.
Auf der Landseite unserer Deiche besteht mehr Spielraum, den Anforderungen aus Arten- und Naturschutz bei der Mahd entgegenzukommen. Diese Deichseite wird an unseren Flüssen je nach Wüchsigkeit und unter Berücksichtigung von Artenschutzbelangen ein- bis zweimal jährlich gemäht, frühestens ab Mitte Juni. Mit dieser sogenannten Frühsommermahd werden dem Boden Nährstoffe entzogen und der Blütenreichtum gefördert.

Damit nach der Mahd Heuschrecken, Schmetterlinge, Bienen, …nicht auf einen Schlag ohne Wohnung und Nahrung sind, gehen wir dazu über, die Land- und Wasserseite unserer Deiche im Spätsommer/Herbst zeitlich versetzt zu mähen.

Auf den Alz- und Salzachdeichen wenden wir seit Jahren bereits die sogenannte Streifenmahd an. Das bedeutet, dass zuerst die eine, zum Beispiel die untere Hälfte gemäht wird, zeitversetzt um mehrere Wochen dann die andere Hälfte. In der Zwischenzeit kann die gemähte Hälfte wieder nachwachsen.

Unsere Deichmahd ist mit den entsprechenden FFH-Managementplänen abgestimmt.

Die Mahd unserer Deiche wird zu Beginn jeden Jahres an Fachfirmen vergeben. Den beauftragten Firmen geben wir die Art und Weise sowie die Zeitfenster für die Mäharbeiten gemäß unserem Pflegekonzept vor.

Ist die Mahd für Insekten und Blumen schädlich?

Viele besorgte Bürger melden sich bei uns, weil wir Pflanzen abmähen, die gerade in der Blüte stehen, oder weil sie befürchten, dass wir den Schmetterlingen und Bienen die Nahrungsgrundlage entziehen. Die Vielfältigkeit in der Natur und die unterschiedlichen Ansprüche führen dazu, dass es nur selten den wirklich idealen Mähzeitpunkt für alle Arten der Flora und Fauna gleichzeitig gibt.

Beispielsweise wäre es für viele Insekten optimal, wenn nur einmal jährlich und möglichst spät im Jahr gemäht wird. Das widerspricht aber dem zuvor genannten Nährstoffentzug damit sich der gewünschte Blütenreichtum entwickeln kann. Auch besteht bei einmaliger Mahd die Gefahr, dass neu eingewanderte Pflanzen wie die Kanadische Goldrute oder der Feinstrahl aus Nordamerika sich ausbreiten und heimisch Arten verdrängen. Das erfordert bei Bedarf eine zusätzliche Mahd.

Ein weiteres Beispiel für die unterschiedlichen Anforderungen ist das gleichzeitige Vorkommen von seltenen Schmetterlingsarten, wie zum Beispiel der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling, und seltener Orchideenarten. Der Dunkle Wiesenknopf, der dem Schmetterling als Wirtspflanze dient, benötigt einen ersten Schnitt im Frühsommer damit er auch in trockenen Sommern zahlreich vorhanden ist. Für die Orchideen wiederum wäre eine einmalige Mahd möglichst spät im Jahr besser geeignet.

In den entwickelten Pflegekonzepten werden diese unterschiedlichen Belange berücksichtigt. Außerdem werden unsere Deiche regelmäßig begutachtet und im Bedarfsfall das Pflegekonzept angepasst.Die Flora und Fauna auf unseren Deichen hat sich über die Jahre an den speziellen Standort, Untergrund und die Zeiten der Mahd angepasst.

blühende WiesenblumenBild vergrössern Abb.: Salzachdeich bei Fridolfing mit Salbeiblüte (blau) Wiesenmargerite (weiß) und scharfem Hahnenfuß (gelb)